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The Father of the American Folksong Revival

FBI beobachtete Alan Lomax

FBI-Untersuchungen

Alan Lomax wurde von 1942 bis 1979 vom FBI beobachtet. Die Untersuchungen begannen durch einen anonymen Hinweis. Angeblich hatte Alans Vater erzählt, dass sein Sohn mit dem Kommunismus sympathisiere. Dass ein unbescholtener Bürger aufgrund einer harmlosen Aussage in den Fokus einer Regierungsbehörde kommen konnte, verdeutlicht das Klima dieser Zeit, das seinen unrühmlichen Höhepunkt in der McCarthy-Ära fand.

Die ersten Nachforschungen ergaben, dass Lomax 1932 an einer politischen Demonstration in Boston teilgenommen hatte und verhaftet worden war. Obwohl Lomax beteuerte, dass er sich nicht für den Kommunismus einsetze, zog das FBI bei ehemaligen Kommilitonen Erkundigungen ein. Auch das aktuelle Umfeld wurde unter die Lupe genommen. Man versuchte 1942 sogar, die Library of Congress dazu zu bewegen, Lomax zu entlassen. Doch der oberste Bibliothekar, Archibald McLeish, widersetzte sich diesem Ansinnen, da er eine hohe Meinung von Lomax hatte. Er versicherte dem FBI in einem Brief, dass er keinerlei Anhaltspunkte für ein subversives Verhalten von Alan Lomax sehe.

Doch das FBI ließ nicht locker. Man fand zwar keinerlei Beweise für kommunistische Umtriebe, aber je mehr man sich mit Alan Lomax beschäftigte, desto misstrauischer wurde man. Ein Freigeist wie Lomax, der sich nicht an Konventionen hielt, und in seinem ganzen Auftreten nicht in das Bild des braven Bürgers passte, war den FBI-Leuten ein Dorn im Auge. Hinzu kam, dass er sich mit, aus FBI-Sicht, vielen seltsamen Menschen traf, die am Rande der damaligen Gesellschaft lebten.

Lomax war durchaus ein politischer Mensch und unterstützte 1948 den Präsidentschaftskandidaten Henry A. Wallace. Lomax sprach sich dafür aus, Juden und Afro-Amerikanern die vollen Bürgerrechte zu geben. Aus der Perspektive des FBIs konnte nur ein Kommunist auf eine solche Idee kommen und so landete Lomax auf einer schwarzen Liste, auf der Leute standen, die keinen Job in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie bekommen durften.

1956 wurde Lomax erneut beobachtet und es gab einen weiteren Untersuchungsbericht. Wieder gab es keine Beweise für eine kommunistische Gesinnung, geschweige denn für kommunistische Aktivitäten.

Die letzte Konfrontation mit dem FBi fand 1979 statt. Lomax wurde angeblich dabei beobachtet, wie er sich als FBI-Agent ausgab. Doch der Untersuchungsbericht deutet darauf hin, dass es sich um eine Verwechslung handelte. Zudem konnte Lomax nachweisen, dass er die Tat nicht begangen haben konnte, weil er zu diesem Zeitpunkt ganz woanders war. Das FBI prüfte dies nach und als die Angaben bestätigt wurden, ließ man Lomax wieder laufen. Kurz darauf wurde die Akte geschlossen.

Im Vernehmungsprotokoll von 1979 steht, dass Lomax keinen Hehl aus seiner Verachtung für das FBI machte. Zudem sei er sehr aufgeregt gewesen. Nach vielen falschen Anschuldigungen und jahrzehntelangen Untersuchungen, war dies eine zutiefst menschliche Reaktion. Dass Alan Lomax von einem potentieller Staatsfeind zu einer amerikanischen Ikone wurde, ist eine feine Ironie der Geschichte.

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